Das unentgeltliche Engagement ist für jede Schule in privater Trägerschaft unerlässlich. Und es geht um so viel mehr. Es geht auch um Dankbarkeit, Erwartungen, Zeitmanagement und die Auswirkungen auf das Gesamtgefüge einer Schulgemeinschaft.
Bei genauerer Betrachtung ist das ganz schön ungerecht: Schulen in privater Trägerschaft werden nicht vollständig refinanziert, nur ein Teil der Kosten einer vergleichbaren staatlichen Schule werden vom Land übernommen. Das ist deshalb ungerecht, weil der Staat auf der anderen Seite einen „ganzen“ Schulplatz für jedes Kind einspart.
Hinzu kommt, dass Freie Alternativschulen regelmäßig „teurer“ sind als staatliche Schulen. Das besondere pädagogische Konzept erfordert einen höheren Personalschlüssel und private Träger haben zusätzlich die Aufgaben eines Schulträgers zu übernehmen
Neben Elternbeiträgen und Spenden werden die Finanzierungslücken regelmäßig durch ehrenamtliche Tätigkeiten ausgeglichen. Menschen engagieren sich unentgeltlich in den Schulen und übernehmen dabei unterschiedlichste Aufgaben. Das ist wunderbar! Die Eltern-oft sind es Eltern–haben die Möglichkeit sinnvolle Beiträge zum Gelingen der Schule ihrer Kinder zu leisten. Die Schule profitiert und auch die Kinder und Jugendlichen dürfen sich über die Unterstützungen freuen.
Es können sich aber auch Überforderung und Frustration durch enttäuschte Erwartungen auf Seiten der Freiwilligen sowie Konkurrenzängste auf Seiten möglicher Hauptamtlicher einstellen.
Wie oft habe ich schon erlebt, dass wirklich wichtige und gute tatkräftige Beiträge Ehrenamtlicher von den Hauptamtlichen einfach nicht gesehen bzw. übersehen wurden. Oder Vorstandsmitglieder, die mit den Aufgaben eines Schulträgers schlicht überfordert waren und tatenlos wurden, um bloß keinen Fehler zu machen. Andere wieder hatten sich vorgenommen, in ihrer Schule voll durchzustarten, haben einfach angefangen Dinge zu tun, die sie für richtig hielten und wurden von der Schulleitung oder anderen Verantwortlichen entsetzt ausgebremst. Oder Elternteile, die sich in ihren Einsätzen für die Schule zeitlich komplett überfordert haben und ausgebrannt sind.
Fehlender Austausch führte dann zu kleinen und großen Katastrophen, Eltern verließen frustriert die Schule, dringende Aufgaben wurden nicht erledigt usw..
Neben der menschlichen Enttäuschung jedes Einzelnen birgt das sich Verlassen auf Ehrenamtliche natürlich auch Risiken für die Schule und den Schulbetrieb.
Und es geht immer um viel, vor allem natürlich um die Kinder und Jugendlichen, um Lerninhalte, Schulabschlüsse und glücklich Sein. Aber auch um die Arbeitsplätze der Lernbegleiter*innen, um Miet- und Arbeitsverträge, um Datenschutz und viel Geld.
Es kann hilfreich sein, sich Standards für freiwilliges, unentgeltliches Engagement zu erarbeiten.
Dann könnt Ihr Euch im Vorfeld Gedanken dazu machen, welche Arbeiten Ihr von den Ehrenamtlichen erwartet und diese können sich darauf einstellen. Ihr könntet klare Aufgabenbeschreibungen formulieren und für jeden Freiwilligen einen Ansprechpartner festlegen. Vor Aufnahme der eigentlichen Arbeit könnte eine Art Sondierungsgespräch stattfinden, in dem Rahmenbedingungen erarbeitet und die Motivationen besprochen werden. Ihr könntet festlegen wie und von wem die Freiwilligen eingearbeitet werden. Selbstverständlich ist für Versicherungsschutz zu sorgen. Ihr müsst Euch auch darum kümmern, dass die Freiwilligen Zugang zu den notwendigen Arbeitsgerätschaften haben und Möglichkeiten zur Qualifizierung oder Weiterbildung. Ich finde es außerdem wichtig, dass eine Verabschiedungskultur etabliert wird. Die Energie enttäuschter ehemaliger Ehrenamtlicher kann sich noch lange negativ auf die Schulgemeinschaft auswirken.
Mit guter Planung, einem guten Austausch und viel Empathie habt ihr realistische Chancen hilfreich, wertvoll und unentgeltlich von der Schulgemeinschaft unterstützt zu werden.
Susanne Frömel