Konflikte

3.8.2023

Konflikte tauchen überall, auf auch in der Schulgemeinschaft Freier Alternativschulen. Das ist normal, aber der Umgang mit widerstreitenden Interessen und Auffassungen ist auch herausfordernd.

Konflikte entstehen überall, wo Menschen zusammenkommen, z.B. in der Familie, im Arbeitsleben und in der Politik. Aber was genau ist ein Konflikt? Und ist ein Konflikt überhaupt schlecht?

Laut Johan Galtung - einem norwegischen Friedens- und Konfliktforscher - ist ein Konflikt eine mindestens von einer Seite als emotional belastend und/oder sachlich inakzeptabel empfundene Interaktion, die durch eine Unvereinbarkeit der Verhaltensweisen, der Interessen und Ziele sowie der Annahmen und Haltungen der Beteiligten gekennzeichnet ist.

Wie in jeder Gemeinschaft begegnet man auch in der Schulgemeinschaft Freier Alternativschulen vielen unterschiedlichen Menschen. Menschen mit unterschiedlichen Lebensgeschichten, unterschiedlichen sozialen und kulturellen Umfeldern und unterschiedliche Erwartungshaltungen.

Die Welt einer Freien Alternativschule ist sehr komplex, viele unserer Grundannahmen aus der Kindheit werden über den Haufen geworfen. Die meisten von uns Erwachsenen sind in einem System aus Erwartungen, Konsequenzen und Bewertungen aufgewachsen. Die veränderte Grundhaltung an einer demokratischen oder soziokratischen Schule kann einen schon mal aus dem Gleichgewicht bringen.

Hinzu kommt eine Vielzahl an Themen und Verantwortungsbereichen. Die juristischen Fragestellungen sind komplex, die pädagogischen Annahmen oft unterschiedlich gewichtet. Und es geht immer um das Wichtigste was wir haben, um unsere Kinder und Jugendlichen!

Vielleicht gerät auch Eure Schule gerade in die erste kleine Krise oder ernsthafte Konflikte entstehen.

Angesichts der Komplexität von Konflikten ist ihre Bearbeitung ein anspruchsvolles Unterfangen.

Grundsätzlich sollten entsprechende Bemühungen an allen drei "Ecken" ansetzen. Für eine nachhaltige Konfliktbearbeitung ist es in der Regel nicht ausreichend, lediglich das Verhalten der Akteure – also die Art und Weise zu kommunizieren und miteinander umzugehen – zu verändern. Auch die unterschiedlichen Interessen und Ziele müssen überbrückt und die inkompatiblen Annahmen und Haltungen der Konfliktparteien verändert werden.

Die strukturellen und kulturellen Dimensionen sind ebenfalls zu beachten. Kulturelle und soziale Prägungen müssen sichtbar gemacht und Machtgefälle überbrückt werden.

In der Mediation hat sich die Theorie entwickelt, dass es grundsätzlich zwei Muster gibt, wie Menschen in komplexen Krisensituationen reagieren.

Das erste Muster begegnet der Komplexität mit Ignoranz. Man geht einfach davon aus, dass die Vielschichtigkeit gar nicht vorhanden ist. In einem solchen Muster können wir beobachten wie Personen in Leitungspositionen plötzlich mit „harter Hand“ Diskussionen beenden ohne dabei zu realisieren, dass damit nur die Diskussion beendet wurde, nicht jedoch die Orientierungslosigkeit und Unsicherheit des Teams.

Auf der anderen Seite können komplexe Krisensituationen auch derart angegangen werden, dass erstmal alle unterschiedlichen Elemente und Sichtweisen zugelassen werden und dann im nächsten Schritt werden essentielle von den zu vernachlässigenden Themen unterschieden.

In Organisationen bedeutet das eine enge und gute Zusammenarbeit aller. Dafür braucht es Klarheit und Transparenz, Kooperationen müssen gut gestaltet werden und Konflikte regelmäßig gelöst. Jedes Individuum trägt nur ein kleines Puzzleteil bei, alle fühlen sich aber dem Gesamtpuzzle verpflichtet.

Konflikte sind immer da und sie sind an sich auch nicht schlecht. Unterschiedliche Sichtweisen bereichern und lassen die Schulgemeinschaft wachsen.

Schlecht kann nur der Umgang mit den sowieso vorhandenen, widerstreitenden Interessen und Auffassungen sein.

Mit einer guten gelebten Streitkultur gibt es die Chance, dass die Zusammenarbeit zwischen Schüler*innen, Lernbegleiter*innen, Schulleitung und Eltern gelingt.